Sagen um die Jungfernhöhle

Vor 500 oder 1000 Jahren

„Vor 500 oder 1000 Jahren fuhr ein Postillion droben auf der Höhe von Coburg nach Ebermannstadt. Es kam ihm eine schwarze Chaise entgegen. Erst als er ganz nahe war, merkte er zu seinem Entsetzen, daß die Gäule, der Kutscher und die drei Fräulein, die drinnen saßen, ohne Kopf waren. Seine Pferde rasten voll Schrecken davon. Von der nächsten Höhe aus, wo sich der Postillion erst wieder umzusehen wagte, beobachtete er, wie die schwarze Chaise in den Wald verschwand, wo die Jungfernhöhle liegt. — Dasselbe hat später ein alter Mann gegen Morgen erlebt. — Ein Bauer aus Geisdorf bei Herzogenreuth […] wurde auf dem Heimweg von Scheßlitz vor der Wegkreuzung beim schwarzen Kreuz von einer Kutsche überholt. Er rief, man solle ihn mitfahren lassen. Die Chaise hielt aber nicht. Da sah er die Gäule, den Kutscher und die drei Fräulein ohne Kopf. Vor Angst grüßte er nicht. Die Chaise rollte auf einen Nebenweg und verschwand im Unterholz.“

 

Der wunderschöne Gesang

„Vor 60 Jahren hörten Tiefenellerner Bauern, als sie „in der Nähe oben“ Korn schnitten, gegen Mittag einen wunderschönen Gesang. Sie ließen das Sicheln und Garbenbinden und gingen ihm nach. Der Gesang kam aus der Drei-Jungfern-Höhle. Da läutete es im Tal zum Mittaggebet. Gleich verstummte der Gesang. Er wurde seitdem nicht mehr gehört.“

 

 

Die Sage in einem Bild
Wissenschaftliche
Erklärung

Wissenschaftliche
Erklärung

Wo findet man die Jungfernhöhle?

Schauplatz dieser Sage und ihrer Varianten ist die Jungfernhöhle bei Tiefenellern im Landkreis Bamberg. Interessanterweise ist es der Sage zu verdanken, dass die Jungfernhöhle entdeckt und wissenschaftlich untersucht wurde. Georg Engert – auch „Zimmer Görch“ genannt, war ein phantasiereicher Eigenbrötler, der in der Gegend wohnte. Er kannte die Sage von den drei kopflosen Jungfrauen und vermutete einen Schatz in der Höhle. Mit zwei Verwandten unternahm er illegale „Ausgrabungen“, um den vermeintlichen Schatz zu heben.

Erklärtafel der Jungfernhöhle
Erklärtafel der Jungfernhöhle"

Die Entdeckung

Im Dezember 1951 kamen die beiden Bamberger Dr. Oskar Kühn und Ingenieur Hermann Hundt im Rahmen einer geologischen Wanderung zufällig an der Aushubstelle vorbei. Sie entdeckten im Aushub Keramikscheiben und Knochen. Die illegalen Arbeiten wurden sofort gestoppt und eine wissenschaftliche Grabung unter Leitung von Professor Dr. Otto Kunkel wurde gestartet.

Die Untersuchungen ergaben, dass es sich vermutlich um einen Kult- bzw. Opferplatz gehandelt hat, der in verschiedenen Epochen genutzt worden ist. Es wurden zerschlagene und angesengte Reste von Skeletten und Schädeln von mind. 40 menschlichen Individuen gefunden. 10 – 11 Erwachsene (davon 9 meist jüngere Frauen), 4 – 5 Jugendliche und 23 Säuglinge und Kinder.

 

Eingang der Jungfernhöhle
Eingang der Jungfernhöhle"

Ein Opferplatz ?

Die Jungfernhöhle wurde vermutlich zeitweise als Opferplatz benutzt. Das belegt unter anderem die Tatsache, dass in vielen Gebissen Zähne fehlten, die offensichtlich herausgezogen worden waren. Vermutlich wurden die Opfer einer weiblichen Fruchtbarkeitsgottheit dargebracht. Die ebenfalls in der Höhle vorgefundenen Keramiken, die wohl absichtlich zerschlagen worden waren, untermauern diese Vermutung.

Fundstücke
Fundstücke"

Weitere Untersuchungen

Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass es sein kann, dass die Höhle auch als Friedhof genutzt wurde. Es wird davon ausgegangen, dass die Leichname zuerst einige Zeit sich selbst überlassen worden waren und später in den Schlund der Jungfernhöhle geworfen wurden. Diese Vermutung wird durch die Ergebnisse von Ausgrabungen in der Grubenanlage von Herxheim bei Landau unterstützt. Archäologische Nachuntersuchungen, die 2008 und 2009 stattgefunden haben, legen nahe, dass die Niederlegung der menschlichen Überreste in den verschiedenen Epochen aus unterschiedlichen Motiven heraus erfolgt ist.

Die Umgebung der Jungfernhöhle
Die Umgebung der Jungfernhöhle"

Dr. Timo Seregély von der Universität Bamberg fordert, dass die bisherigen Thesen kritisch beleuchtet und weitere Untersuchungen vorgenommen werden sollten. So könnten „noch manche Rätsel um die Jungfernhöhle bei Tiefenellern gelöst werden, welche bis heute keinesfalls ihren wissenschaftlichen Reiz verloren hat.“

Making of

Making of

Die Aufgabe bestand darin, die Sage über die Jungfernhöhle mit den drei kopflosen Jungfrauen ansprechend zu illustrieren und die geheimnisvolle Stimmung dieses Ortes zu transportieren. Es wurde beschlossen, die drei Jungfrauen mittels Fotobearbeitung in das Foto der Höhle einzufügen. Hier eine kurze Darstellung der einzelnen Arbeitsschritte, die von der Idee bis zum fertigen Bild durchgeführt wurden.

Felsen im Wald

Fotoshooting Schauplatz

Unsere Grafikerin sichtete zunächst im Internet verfügbare Bilder der Höhle und zeichnete eine Skizze, in der auch die Position der Jungfrauen eingezeichnet wurde. So konnte ein geeigneter Bildausschnitt bestimmt werden. Die Höhle ist in nur ca. 45 Min. von unserem Standort in Coburg entfernt. Anschließend erstellte Sie mehrere Fotos der Höhle und erkundete die nähere Umgebung, um einen Eindruck der Atmosphäre des Ortes zu erhalten und evtl. Locations für zukünftige Foto- oder Videoprojekte zu scouten.

Jungfrau

Fotoshooting Model

Es wurde beschlossen, für die Fotos der drei Jungfrauen ein Model zu engagieren. Nachdem aus verschiedenen Bewerbungen das passende Model ausgewählt war, wurde ein passendes Kleid gekauft sowie ein Umhängetuch aus den vorhandenen Requisiten ausgewählt. Im darauffolgenden Fotoshooting wurde das Model in verschiedenen (vorher definierten u. skizzierten) Posen fotografiert. So dass aus diesen Fotos später die Abbildung der drei Jungfrauen entstehen kann.

Skizze der Höhle

Konzept Skizzen

Skizzen spielen eine wichtige Rolle bei der Konzeption des gewünschten Endergebnisses, der Planung der Fotoaufnahmen sowie der späteren Fotobearbeitung. Für das Bild der Jungfernhöhle mit den drei kopflosen Jungfrauen erstellte unsere Grafikerin mehrere Skizzen der Höhle (verschiedene mögliche Blickwinkel) sowie verschiedene Positionen und Gesten der drei Jungfrauen. Nachdem im Team die Entscheidung für die beste Version getroffen wurde, diente diese Skizze als Vorlage für die Fotoaufnahmen beziehungsweise spätere Bildbearbeitung.

Bearbeitung Foto

Sobald das Foto der Höhle als auch die Fotos der „Jungfrau“ (in drei ausgewählten Positionen) vorhanden waren, mussten diese Fotos bearbeitet und zu einem Gesamtbild zusammengefügt werden. Das Hintergrundbild wurde mit einem Filter versehen, so dass die gewünschte Stimmung (geheimnisvoll, düster) erzielt werden konnte. Bei den Fotos der drei „Jungfrauen“ wurden die Köpfe wegretuschiert, da ja „kopflose“ Jungfrauen dargestellt werden sollten. Anschließend fügte unsere Grafikerin die an das Hintergrundbild angepassten Fotos der 3 Jungfrauen an die passende Stelle in das Höhlenbild ein.

Quellen

Otto Kunkel (1955): Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern. Eine neolithische Kultstätte auf dem Fränkischen Jura bei Bamberg. Münchner Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte 5 1955.
http://www.landschaftsmuseum.de/Seiten/Lexikon/Jungfernhoehle.htm (22.03.23)
https://www.phil.uni-wuerzburg.de/vfg/forschung/projekte/naturheilige-plaetze-auf-der-noerdlichen-frankenalb/jungfernhoehle-bei-tiefenellern/ (22.03.23)
https://www.uni-bamberg.de/ufga/forschung/abgeschlossene-forschungsprojekte/projekte-t-seregely/rituelle-nutzung-der-noerdlichen-frankenalb/jungfernhoehle-bei-tiefenellern/ (Stand: 29.06.22)

Bildnachweise (creative commons)

  • Jungfernhoehle.jpg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/e/e3/Jungfernhoehle.jpg
Erstellt: 29. März 2005 (Original-Hochladedatum)
Der ursprünglich hochladende Benutzer war Immanuel Giel in der Wikipedia auf Deutsch – Zur Verfügung gestellt von dem Laibaröser / Bamberger Biologen und Hobbyhistoriker Johannes Otto Först (www.bamberga.de)

 

Keramikfunde (Grubenanlage in Herxheim)

  • Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile..jpg
    Linearbandkeramische Funde verschiedener Stile. Vorne rechts der pfälzer Stil.
    Erstellt: 19. Juni 2010

Urheber: Archäoautor – Eigenes Werk
Creative Commons: CC BY-SA 4.0