Die Sagen über die Regenbogenschüsselchen

Die Sterntaler – Ein Märchen der Brüder Grimm 

„Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, dass es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr hatte, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte. Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. 

Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach: „Ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig.“ Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte: „Gott segne dir’s,“ und ging weiter. Da kam ein Kind, das jammerte und sprach: „Es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.“ Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen an und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin. Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte: „Es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben,“ und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin. 

Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter blanke Taler; und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.“ 

(Aus: https://www.grimmstories.com/de/grimm_maerchen/die_sterntaler 

 

 

Die Sage in einem Bild
Wissenschaftliche
Erklärung

Wissenschaftliche
Erklärung

Hintergrund/Erklärung:

Die Sage von dem Goldschatz am Ende eines Regenbogens sowie evtl. auch das Märchen „Sterntaler“ lässt sich darauf zurückführen, dass keltische Gold- und Silbermünzen oft beim Umpflügen von Feldern an die Erdoberfläche gelangten. Vom Regen sauber gespült, fielen sie aufgrund ihres metallischen Glanzes auf und wurden von Bauern entdeckt. Da sich die Menschen nicht erklären konnten, woher diese Münzen gekommen sind, entstand der Volksglaube, dass diese Münzen himmlische Glücksbringer seien. Ihnen wurde Heilwirkung bei Fallsucht, Krämpfen, Fieber und Geburtswehen zugeschrieben. Da ihre Form kleinen Schüsselchen ähnelte, wurden sie später als „Regenbogenschüsselchen“ bezeichnet.

"Schüsselchen aus Gold - Regenbogenschüsselchen als Glücksbringer
"Schüsselchen aus Gold - Regenbogenschüsselchen als Glücksbringer"

Zu diesen Münzen gibt es noch viele offene Fragen. Die heute unter dem Begriff Kelten zusammengefasste Menschengruppe haben vermutlich zwischen dem Ende des 3. Jahrhunderts bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts diese Münzen geprägt. Es ist gängige Praxis, dass die Münzen den keltischen Stämmen zugeordnet werden, die zur Zeit Caesars dort lebten, wo die Münzen später aufgefunden wurden. Gold war auch zu damaligen Zeiten ein seltener Rohstoff. Die Tatsache, dass die Goldmünzen in Horten bzw. als Schätze vergraben wurden, deutet darauf hin, dass die Münzen zunächst weniger ein Zahlungsmittel waren als vielmehr zur Anhäufung von Vermögen dienten. Es ist davon auszugehen, dass eher die Silbermünzen als tatsächliches Zahlungsmittel dienten.

"Münze eines Regenbogenschüsselchen - Kelten Schatz
"Münze eines Regenbogenschüsselchen - Kelten Schatz"

Die meisten Regenbogenschüsselchen wurden in Süddeutschland gefunden, insbesondere in der Region um den Bodensee und in Bayern. Dies liegt daran, dass diese Regionen ein wichtiger Teil des keltischen Siedlungsgebiets waren und eine bedeutende Rolle im keltischen Handel und der Wirtschaft spielten. Der Kelten-Goldschatz von Manching im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen umfasste beispielsweise knapp 400 Goldmünzen. Leider ist ein Großteil des Schatzes unwiederbringlich verloren, da diese nach einem Raub eingeschmolzen wurden. Beim sogenannten „Goldschatz von Gaggers“ wurden in der Nähe von Odelzhausen (Landkreis Dachau) im Jahre 1751 ca. 1400 Regenbogenschüsselchen entdeckt. Laut Andreas Bräunling, Stadtarchivar in Dachau, ist es durchaus schlüssig, dass das Sterntaler Märchen auf Basis dieses oder ähnlicher Funde entstanden sein könnte.

"Bild eines Kelten Goldschatzes von Manching
"Bild eines Kelten Goldschatzes von Manching"
Making of

Making of

Wie kann man das bekannte Sterntaler Märchen auf künstlerische Art und Weise in einem Bild neu interpretieren? Nach einem ausführlichen Brainstorming im Team entstand die Idee, das bekannte Motiv, bei dem die Sterntaler vom Himmel in den Schoß des Mädchens fallen, durch eine Mischung aus Foto und digital gezeichnetem Bild neu entstehen zu lassen. Von der Idee bis zum fertigen Produkt gibt es eine Vielzahl an Zwischenschritten, die im Folgenden beschrieben werden.

Komposition Skizzen

Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie das Endergebnis aussehen könnte, erstellte unsere Grafikerin Bine zuerst verschiedene Skizzen. Denn für die Komposition des Bildes müssen verschiedene Entscheidungen getroffen werden: Was genau ist auf dem Vordergrund und Hintergrund des Bildes zu sehen? Aus welcher Perspektive und in welcher Pose wird das Mädchen gezeigt? Welcher Zeichenstil soll gewählt werden? Diese Entscheidungen fallen auf Basis von Skizzen deutlich leichter und diese Skizzen dienen darüber hinaus später als Vorlage für das Fotoshooting.

Fotoshooting Modelauswahl

Jetzt geht es darum, das passende Model zu finden und das Fotoshooting durchzuführen. Dafür wurde eine Anfrage an verschiedene Modelagenturen verschickt sowie per social media veröffentlicht. Nach Auswahl eines geeigneten Models wurde das Outfit festgelegt und ein Termin für das Fotoshooting vereinbart. Das Shooting fand im Fotostudio statt und wurde von Chriz (chriz merkl photography) durchgeführt. Damit Skizze und Foto am Ende möglichst übereinstimmen, ist eine gute Abstimmung zwischen der Grafikerin und dem Fotografen im Vorfeld ein wichtiger Aspekt. So können nachträgliche Änderungen und damit Mehrarbeit vermieden werden.

Beautiful night landscape with a winter forest, firs, snowy road and starry sky

Auswahl und Bearbeitung des Hintergrundes

Bei der Wahl nach dem geeigneten Hintergrundfoto gab es drei verschiedene Ansätze. Zunächst war der Plan, dass Chriz eine geeignete Szene bei Nacht fotografiert. Aus Zeitgründen konnte das jedoch nicht realisiert werden. Als Zweites sollte die Kollegin Samira ein geeignetes Foto bei Tag anfertigen, das im Nachgang mittels des sogenannten „Day-for-Night“-Verfahrens per Bildbearbeitung in ein Nachtbild umgewandelt werden sollte. Da bei Day-for-Night-Aufnahmen die Schatten und Konturen nie denen der echten Nacht entsprechen, konnte das Ergebnis auch nicht den Ansprüchen gerecht werden und wurde verworfen. Als dritte Option suchte unsere Grafikerin nach geeigneten Stockfoto-Aufnahmen und wurde schließlich auf diese Weise fündig.

Foto und digitale Zeichnung

Im nächsten Schritt wird das freigestellte Foto des Models in das gewählte (und bearbeitete) Hintergrund-Foto eingefügt. Dabei ist es wichtig, dass die Perspektive, aus der das Model fotografiert wurde, mit der Perspektive des Hintergrund-Fotos übereinstimmt. Um bestimmte Akzente zu setzen und den Blick des Betrachters zu führen, wurden beispielsweise im Hintergrund zusätzliche Baumgruppen eingefügt und das Bild wurde insgesamt aufgehellt. Als letzten Schritt fügte unsere Grafikerin den Sternschnuppen-Regen (inspiriert von einem Foto) per digitale Zeichnung ein. Liebevolle Details – wie im Schnee schimmernde Sterne – erzeugen die perfekte Illusion dieser magischen Szenerie.